" Wenn ich dem Plätschern eines Wildbachs lausche, die Melodien der Vögel erklingen, mir die Sonne ins Herz scheint, bin ich in mir zu Hause."
Die Schulzeit fand hauptsächlich drinnen statt. Aber was mich viel mehr interessierte, war die Natur da draussen. Daher bin ich in jeder freien Minute in den Schulgarten oder nach der Schule in den nahegelegenen Wald, um Pflanzen und Tiere zu beobachten, Baumhütten zu bauen und Kräutertees über dem Feuer zu kochen. So habe ich während meinen Streifzügen durch die Natur ein besonderes Auge für wilde Blumen in ihrer natürlichen Umgebung wie beispielsweise wilde Orchideen entwickelt.
Auf dem Bauernhof meiner Familie sollte ich Unkräuter jäten, hacken und graben. Doch ich buddelte lieber Insektenlarven aus und schaute zu, wie sie sich entwickelten. Beim Beeren pflücken und Heilkräuter ernten, landete mehr in meinem Magen als im Körbchen für die Küche. Beim Pilze sammeln beobachtete ich Ameisenhaufen und staunte über die Organisation in einem so grossen Haufen Tiere.
An der ETH Zürich während dem Umweltnaturwissenschaftsstudium mussten wir Pflanzen mit lateinischem Namen bestimmen, mit der Lupe einzelne Pflanzenhärchen zählen, die Blattanordnung erkennen und die Pflanze ihrer Familie zuordnen. Diese Botanik fand ich eher trocken. Mich faszinierte vielmehr das Geheimnis jeder Blume, was sie einzigartig macht und warum sie genau an diesem Standort wächst. Mit meinem Wissen über Standorte und Blühzeiten von Alpenblumen möchte ich Gleichgesinnten die Freude an diesen Naturperlen schenken und das Bewusstsein für den Schutz der Blumen und ihren Lebensräumen stärken.
Bei den Nachbarbauern neben unserem Hof holten wir gerne Milch, Eier und Obst. Ich liebte es, durch diese schönen Apfel- und Birnbaumallee zu schlendern und dem Summen der Bienen zu lauschen. Doch wie ich mit der Zeit erfuhr, gibt es einen gewissen Zielkonflikt zwischen der Förderung der Insektenvielfalt und der Steigerung des Obstertrags. Daher habe ich im Masterstudium zusammen mit Landwirten im Kanton Luzern untersucht, wie Biodiversität im Berggebiet gefördert werden kann.
Für meinen ersten Arbeitgeber durfte ich Energielieferverträge abschliessen. Während den Gesprächen mit der Kundschaft zeigte sich jedoch, dass diese keine fossilen Energieträger mehr benötigten. Sie stellten Fragen zur erneuerbaren Wärme- und Stromversorgung. Sie wollten zum Beispiel wissen, wie gross eine Solaranlage sein muss, um den eigenen Strombedarf zu decken. Um solche Fragen beantworten zu können, habe ich mich an verschiedenen Fachhochschulen im Bereich Energieberaterin Gebäude, Umweltrecht und Erwachsenenbildnerin Umwelt weitergebildet.
Auf fast jeder Wanderung stellen die Kundinnen und Kunden Fragen zu Interessenskonflikten zwischen Wirtschaftsförderung und Umweltschutz. Meine 10-jährige Berufserfahrung helfen mir dabei, auf individuelle Bedürfnisse der Gruppenmitglieder einzugehen, Wissen weiterzugeben und die Natur aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.
Für mich bedeutet es pure Freude, als Kursleiterin mit Gästen in der Natur unterwegs zu sein und Menschen miteinander zu verbinden. Das grösste Glück ist, gemeinsam die Schönheit der Natur zu erleben und eine tolle Zeit zu verbringen.
Mein gelernter Beruf ist interessant. Doch die Computerarbeit ist häufig kopflastig. Als Bewegungsmensch suchte ich einen Ausgleich an der frischen Luft. Sei es beim Yoga, Wandern, Fotografieren, Klettern, Schwimmen, Biken, Langlaufen oder Skifahren. Hauptsache, ich spüre den Wind auf der Haut und die Sonne im Gesicht.
Als Jugend + Sport Kletterlehrerin hatte ich die Möglichkeit, Sommer-Kletterlager zu leiten. Besonders berührte mich zu sehen, wie junge Menschen jeden Tag mehr Selbstvertrauen entwickelten und über ihre körperlichen und mentalen Grenzen hinauswuchsen, indem sie neue Routen am Fels bewältigten. Am Abend einer Bergtour entspanne ich gerne in einer gemütlichen Berghütte und lasse den Tag Revue passieren.
Ein Blick in den klaren Sternenhimmel neben der Berghütte liess philosophische und spirituelle Fragen aufkommen, bei denen die Wissenschaft mit ihrem Latein am Ende ist. Als mein Grossvater noch lebte, konnte ich ihm meine Fragen anvertrauen. Später besuchte ich das Plum Village, ein Meditations- und Achtsamkeitszentrum in Frankreich in der Tradition von Thich Nhat Hanh. Am Anfang fiel es mir schwer, achtsam abzuwaschen und zu speisen. Doch genau diese Achtsamkeitspraxis, wie auch Sitz- und Gehmeditation konnte ich im Meditationszentrum Beatenberg bei Samuel Theiler vertiefen. Diese Praxis gibt mir innere Ruhe, wenn im Aussen ein Gedanken-Sturm tobt.